Die Präsenz vor Ort:
In der Zwischenzeit ist „Shikamana Organisation“ in der Gemeinde weithin bekannt. Es sind 138 Familien eingeschlossen, damit ist das Projekt seit der Gründung des Vereins Shikamana hier in Tanzania 2019 stark angewachsen, gehört aber unter den in der Region tätigen 130 NGOs immer noch zu den kleineren. Es gibt eine Abteilung im Regional Council of Njombe (NACONGO – National Council of Non Governmental Organisations), die mit der Kontrolle der NGOs der Region betraut ist. Anscheinend ist die Performance von Shikamana bereits positiv aufgefallen, besonderswas die Zuverlässigkeit und Kontinuität der Hilfe betrifft. Insofern wird Shikamana Organisation von besagter Abteilung entsprechend gut bewertet.
Es gibt die starke Empfehlung von NACONGO die wichtigsten Mitarbeiter von NGOs mit einem Arbeitsvertrag anzustellen und ihnen ein marktübliches Gehalt zu bezahlen. Diesem Vorschlag kommen wir im Rahmen unseres Budgets nach. Auch Trudi war bereits bei uns angestellt.
Intensivierung der Arbeit in den Dörfern:
Diana möchte ihre persönliche Arbeit und die der FW in den Dörfern intensivieren. Die Attendants (Freiwillige in den Döfern, die als eine Art link zu den FW und der Kordinatorin gedacht waren) sind häufig Nachbarn oder Verwandte, denen gegenüber sich die Betroffenen schämen, ihre wahren Probleme offen auszusprechen. Geplant: Eine verstärkte Anwesenheit der FW und der Koordinatorin Diana vor Ort in den Dörfern, wo sie sich selbst ein Bild der Verhältnisse machen können, wird angestrebt.
Hilfe individualisieren:
Auch sind sich alle MitarbeiterInnen einig, dass die Hilfe für die Familien individueller gestaltet werden muss. Eine „Einheitsversorgung“ mit Öl, Seife und Decken trifft nicht bei allen die wahren Bedürfnisse. Bei der größenmäßigen Überschaubarkeit unseres Shikamana Projekts wäre ein Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Familien machbar und sinnvoll. „Wir müssen die Leute fragen, was sie am dringendsten brauchen“ war der Satz, den ich immer wieder gehört habe. Basisversorgung prinzipiell anbieten, aber bei Bedarf anpassen – das ist der Vorschlag, der von Seiten der Mitarbeiter gekommen ist.
Die Versorgung mit Schulsachen ist inzwischen standardisiert und funktioniert recht gut.
Ein Punkt, der auch fix ins Budget aufgenommen werden soll, ist eine Start Up Finanzierung für die SchülerInnen, die eine VTC abgeschlossen haben. Das ist zwar ein großer Budgetpunkt, ist aber aus meiner Sicht auf jeden Fall zu unterstützen. Eine Ausbildung zu machen und dann nicht die Möglichkeit zur selbständigen Berufsausbildung zu bekommen, scheint wenig nachhaltig.
Entwicklung und Zukunft
Ich habe am 13.11.23 an einem Treffen des Steering Boards teilgenommen und dann gegen Ende des Aufenthalts am 24.11.23 Vertreter des Boards und Vertreter des City Councils in Makambako getroffen. Das waren Hassan Omari Abdallah, Chairman of Shikamana Board und Communitiy Development Officer im City Council Makambako und sein Chef Samuel Martin Komba, Pre- and Primary Education Officer ebendort. Weiters noch Salehe Kaberege, Vice Chairman of Shikamana Board und auch Mitglied der Lokalverwaltung. All diese Leute haben mir ihre Pläne und Visionen für die Zukunft der Region und der weiteren Zusammenarbeit mit Shikamana mit auf den Weg gegeben:
- Es besteht der Wunsch bei einer möglichen Ausweitung des Projekts die angrenzenden Wards (Dorfgemeinschaften) mit einzubeziehen, das ist Mlowa und Lyamkena oder Maguvani.
- Ein weiterer mehrfach geäußerter Plan ist es in der Gemeinde von Makambako eine Handwerkerschule VTC zu errichten. Im gesamten Gemeindegebiet existiert bis dato keine solche Einrichtung. Dieses Projekt würde von der Regierung durch eine unentgeltlich zu Verfügung gestellten Bauplatz unterstützt werden. Weiters erhält die Schule Wasser und Strom gratis, auch Lehrpersonal würde von der öffentlichen Hand bezahlt. Ein Bauplatz wurde bereits festgelegt. Er befindet sich knapp außerhalb von Kifumbe auf der Straße, die den Pfarrhof in nördlicher Richtung verlässt. Das Schulprojekt wird von Seiten der Lokalen Regierungsbehörden vorangetrieben, diese suchen aber private Sponsoren und da scheint ihnen eine Anfrage bei Shikamana nur logisch, da der Verein in der Region in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt hat und als verlässlicher Partner gilt.
Lugarawa
Am 20.11.2023 treffen wir zu einem kurzen Besuch in Lugarawa ein. Schon die Anfahrt hat sich verändert, weil von Uwemba bis Lusitu die ganze Landschaft umgegraben ist, um eine neue asphaltierte Straße zu errichten. Man wird in rotem Staub paniert und ordentlich durchgeschüttelt. Dann plötzlich in Lusitu – Asphalt! Bis Mkiu, wo man links auf die Straße nach Lugarawa abbiegt. Dort sind die Verhältnisse schwierig und rumpelig wie immer.
Schon bei der Einfahrt in den Ort fällt auf, dass es vor Schülern und Studentinnen nur so wimmelt. Das Dorf scheint aus allen Nähten zu platzen.
Wir werden im Pfarrhaus sehr freundlich empfangen und ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wie emotional die Begrüßung mit all den Freunden nach so vielen Jahren ausgefallen ist.
Schon zum späten Lunch (wir kommen erst gegen 15:00 an) sind viele Leute aus dem SJH eingeladen. Natürlich ist auch Sr. Candida vor Ort. Ich freue mich sehr sie nach acht Jahren wieder zu sehen, es ist schön mit ihr zu plaudern und den Tratsch und Klatsch der letzten Jahre durchzukauen.
Wir gehen, sobald es möglich ist, ins Krankenhaus. Ich sehe erstaunliche neue Entwicklungen wie z.B. das elektronische Patientendokumentationssystem und das digitale Röntgen, auf dessen Bilder Dr. Camillo sogar von seinem Handy aus zugreifen kann.
Es wurde eine neue Leichenhalle gebaut (das war schon vor Jahren vom Ministerium vorgeschrieben worden), die aber noch nicht ganz fertig ist. Es fehlen noch Fenster und Kühlung. Es wird auch gerade ein zweites Major Theater (OP-Saal) eingerichtet – dort wo vorher der kleine OP war. Der Raum ist geräumt, neue Elektroinstallationen sind gelegt und es wurde ausgemalt. Von Dr. Lino wurde dazu auch eine neue Narkosemaschine gespendet (die gleiche, die auch in Ikelu verwendet wird). Diese steht derzeit noch originalverpackt in einem Lager.
Es gibt aber auch Teile im SJH, die noch genauso aussehen, wie ich sie vor acht Jahren zuletzt gesehen habe und schon recht desolat und abgenützt erscheinen. Im OP gibt es immer wieder Probleme, wie wir sie so gut kennen. Kaputter OP-Tisch, abgeblitzte OP-Lampen, zerfetzte zerfallende OP-Abdecktücher, ein nicht voll funktionsfähiger Monitor, fehlende Medikamente usw
Aber der Sterilisator funktioniert, zum Glück auch immer noch der uralte Instrumenten-Steri. Ich habe als Geschenk Ersatzteile für den Patientenmonitor mitgebracht und Melchior und Oigen sind sehr zufrieden. Zufrieden sind alle auch mit der Personalsituation. Es gibt jetzt zwei AMOs, fünf echte Ärzte, die von einer Uni kommen und fünf Anästhesisten.
Im LUHETI (Lugarawa Health Training Institute) werden wir vom Headmaster empfangen. Er heisst Dotto Buteye und ist ein sehr eloquenter, professionell auftretender Mann, der sich viel Zeit für uns nimmt. In LUHETI werden fünf Fächer angeboten : Nursing and Midwifery, Medical Laboratory Science, Pharmaceutical Science, Clinical Medicine (Ausbildung zum Clinical Officer) und Laboratory Science and Technology. Derzeit unterrichtet das College 1100 StundentInnen! Es platzt aus allen Nähten. Das Haus sieht außen spektakulär aus mit seiner Glasfassade, innen ist es jedoch schon nach wenigen Jahren stark abgewohnt und vieles ist bereits kaputt (Fenster, Fliesen, Wasserhähne, Lichtschalter, Wasserschäden an der Decke usw)
Ich sehe zwei Computerräume mit ca 70 Computern. Darunter befinden sich auch die, die 2015 von der HTL Wr. Neustadt unter der Leitung von Josef Schneider geliefert und installiert wurden. Die Geräte sind nur in ein anderes Haus übersiedelt und wurden durch andere ergänzt. Leider gibt es den ganzen Nachmittag keinen Strom um sie auszuprobieren.
Es wurde auch ein neues Abwassersystem errichtet, das ich aber wegen der einsetzenden Finsternis nicht anschauen konnte. Es funktioniert anscheinend gut, ist aber leider für die stark anwachsende Zahl an Bewohnern des Compounds deutlich unterdimensioniert.
Das große Wasserkraftwerk in Madope am Wasserfall liefert derzeit keinen Strom wegen Softwareproblemen. Der Strom kommt mit vielen Unterbrechungen von Tanesco oder (ohne Unterbrechung) aus dem kleinen Kraftwerk und unserer alten Turbine (die übrigens schnurrt wie ein Kätzchen und gar keine Probleme macht).
Das Solarsystem funktioniert nicht, weil der Wechselrichter kaputt ist. Der Generator ist gut in Schuss und wird regelmäßig gebraucht.
Überall wird gebaut. Die Schule braucht neue Klassenräume und neue Hostels, in jedem zur Verfügung stehenden Gebäude sind auf engstem Raum Schüler untergebracht.
Abends wird im Pfarrhaus eine Mega-Party für uns veranstaltet, der Speisesaal ist gerammelt voll, es gibt Ansprachen, Geschenke und Kuchen, inklusive Keki-Song. Aus den Reihen des Managements sind doch einige anwesend, die wir noch aus unserer Zeit in Lugarawa gut kennen, und die nach der schwierigen Zeit mit Fr. Fortunatus nach seinem Rauswurf wieder eingesetzt wurden: Camillo Msigwa (wieder Doctor in Charge), Fr. George Moyo (Administrator), Protas Nziku (Hospital Secretary), Patrik Nombo (Accountant), Fr. George Mtitu (Clinical Officer)
Die Absicht ist klar – man will uns als Sponsoren zurückhaben, bei Dr. Lino ist das immerhin teilweise gelungen. Ich versuche da keine großen Hoffnungen aufkommen zu lassen. Trotzdem blutet mir das Herz, wenn ich an all die Probleme denke, die sie bewältigen sollten.
Der neue Bischof der Diözese Njombe – Fr. Eusebio Kyando
Mitte Oktober wurde Fr. Eusebio Kyando vom Nuntius zum neuen Bischof von Njombe ernannt. Die offizielle Inauguration findet am 14. Jänner 2024 statt. Fr. Eusebio hat in Tasmanien (Hobart) und in Mailand studiert und dann Jahre lang für die Mkomozi Bank (die Bank der Tanzanischen Bischofskonferenz) gearbeitet. Er hat auch als Lehrer auf der Uni in Mwanza unterrichtet. Es ist ein weltgewandter offenherziger Mensch. Ich habe ihn in den vergangenen Jahren gut kennengelernt, weil er uns bei unserem Projekt, die alte Turbine in Lugarawa zu reparieren mehrfach tatkräftig unterstützt hat. Wir haben ihn jetzt im November einmal offiziell besucht und ihn dann nochmal in Dar es Salaam getroffen. Die Treffen waren ausgesprochen herzlich. Fr. Eusebio ist ein amüsanter Gesprächspartner, der mit steifen Ritualen nichts anfangen kann, der bei seiner Predigt am Sonntag zu Christ König drei Witze erzählt hat, sich gerne an unsere gemeinsamen Abenteuer mit den Ersatzteilen unserer Turbine erinnert, der auch von Fr. Jordans Seite viel Respekt und Anerkennung bekommen und durch seine weltliche Ausbildung im Bankwesen hoffentlich auch die Fähigkeiten mitbringt, die Diözese aus ihrer verheerenden wirtschaftlichen Situation heraus zu führen. Diese Besetzung gibt Anlass zu vorsichtiger Hoffnung.
Zusammenfassung :
- Shikamana entwickelt sich zu einer wohlbekannten, aktiven Institution in der Region von Mahongole und Kitandililo, die auch in den Institutionen der lokalen Verwaltung als erstzunehmender Partner angesehen wird.
- Die wichtigsten Mitarbeiter Consolata (FW), Phiniki (FW) und Diana (Koordinatorin) sind engagiert und wollen aktiv an der Weiterentwicklung der Organisation mitwirken.
- Eine Start-Up Finanzierung für die Absolventen der VTC kann überlegt werden, wenn sich SponsorInnen finden. Statt der VTC in Ulembwe wird eine weitere Schule gefunden werden (Njombe, Mdabulo), die eine bessere Ausstattung und praktische Ausbildung gewährleisten und auch Ausbildungen im IT Sektor anbieten kann.
- Die Zukunftsvisionen mit der Errichtung einer Handwerkerschule VTC ist den Verantwortlichen ein ernsthaftes Anliegen. Eine allfällige Beteiligung von Shikamana im Sinne eines Public-Private-Partnerships scheint mir natürlich erschreckend (aufgrund der Kosten) ambitioniert , aber schon auch reizvoll und zumindest wert darüber zu diskutieren. Klar, dass das nicht mit dem Einsammeln privater Spendengelder zu stemmen ist. Da müsste man sich um Sponsoren in größerem Stil bemühen, ähnlich wie früher für diverse Großprojekte in Lugarawa.
- Lugarawa hat ein vertrauenswürdiges Management, das sich redlich bemüht, aber außer Dr. Lino wohl kaum andere Sponsoren hat. Vielleicht können wir durch Sammeln gerichteter Spenden für Kleinprojekte manchmal eine kleine Unterstützung leisten (z.B. zum Ankauf von Stoffen, um neue OP-Abdecktücher nähen zu lassen) – aber auch das müssen wir natürlich im Verein diskutieren. Eine Zusammenarbeit im größeren Stil ist derzeit nicht anzudenken.
- Der neue Bischof Fr. Eusebio Kyando wird uns als Personen und als Verein unterstützen sollte diese Unterstützung einmal nötig sein.